Re[pro]duction Interdite

Das Projekt „Reproduction interdite“ und Fluchtpunkt setzen sich mit Menschen auseinander, die marginalisiert und kriminalisiert werden bzw. am Rande der Gesellschaft leben. Es geht darum, den ProtagonistInnen eine Stimme, ein „Gesicht“, einen Ort und eine Zukunft zu geben. Die fotografische Begleitung könnte den Dienst leisten, im Sinne des Zitats von Roland Barthes die Präsenz der Menschen in Tirol zu verewigen, ungeachtet der Verfolgungen, denen sie unter der aktuellen Gesetzeslage ausgesetzt sind und unabhängig von etwaigen negativen Asylbescheiden.

Fotografie verleiht Bedeutung (Sontag 1980). Die Präsenz von Flüchtlingen und AsylwerberInnen kann und soll nicht ignoriert werden. [Dis]positiv will mit der fotografischen Dokumentation der speziellen Orte den Hauptpersonen Bedeutsamkeit verleihen. Gerade in der modernen bilddurchfluteten Welt ist es wichtig Gegenbilder zu zeigen und Personen zu Hauptakteuren zu machen, die in der sonstigen Rede hauptsächlich in den Negativschlagzeilen der Medien auftauchen. So soll der von Fluchtpunkt lancierte Diskurs um eine gerechtere Aufenthaltspraxis und -gesetzeslage unterstützt werden.

Wohlwissend, dass der Fotoapparat ein Machtapparat ist oder allzu leicht werden kann, bemühen wir uns um eine sensible Begleitung und wollen das Medium als ein zuhörendes verstehen. So ist es für uns selbstverständlich, dass die ProtagonistInnen auf die Gestaltung und Auswahl der Bilder Einfluss nehmen können, ja, sollen. Ebenso soll Rücksicht auf etwaige Details genommen werden, die im persönlichen Kontakt zur Sprache kommen. Die große Kunst oder Schwierigkeit wird sein, die Orte in einer Weise abzubilden, dass die Ergebnisse die BetrachterInnen nachdenklich stimmen.

Präsenz – Bedeutung – Subversivität – jedoch nicht gönnerhaft, nicht zu jedem Preis. Die Menschen als Menschen wahrnehmen mit all ihren Ängsten, Sorgen, aber vor allem auch ihren Freuden und Utopien.